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Forstamt Conow, Forsthof Kaliß

Am 21.05.2010 wurde auf dem Gelände des Forsthofs Kaliß (Sitz des Forstamtes Conow) ein Forst- und Holzmuseum durch den zuständigen Minister Dr. Till Backhaus eröffnet. Im oberen Stockwerk des „Haus des Waldes“ versammelt die Ausstellung auf ca. 300 m² Informationen zu Wald, Forst, Holz und Natur.
Das „Haus des Waldes“ entstand 2006 bereits aus der ehemaligen Forstscheune. Die ehemalige Scheune wurde damals für 495.000 € umgebaut und saniert. Davon stammten 350.000 € aus den Fördertöpfen des Landes M-V und der Europäischen Union. Die restlichen 145.000 € steuerte die Gemeinde Kaliß bei.
Seit Einweihung der grundrenovierten Scheune haben bereits 160 kulturelle Veranstaltungen mit ca. 9.400 Besuchern, davon 50 waldpädagogische mit 1.200 Kindern stattgefunden. Das obere Stockwerk konnte 2006 noch keiner zielgerichteten Nutzung zugeführt werden und stand mehr oder weniger leer.

Forstamtsleiter Reginald Rink hatte jedoch damals schon die Vision ein Waldmuseum auf dem Forstamtsgelände zu eröffnen und hielt an seiner Idee fest.

2008 konnte eine professionelle Konzeption durch Gelder der Bingo Umweltlotterie, des LUNG und des Vereins Wald und Bildung „Kalißer Heide“ e.V. finanziert werden. Nachdem die Finanzierung für die Gestaltung und Ausstattung des Museums von ca. 80.000 € stand (ELER- Förderung), konnte mit den Arbeiten 2009 begonnen werden.

Unter der Leitung von Historiker Klaus-Dieter Hoppe haben der Designer Klaus-Dieter Steinberg und der Präparator Klaus-Dieter Jost das Konzept praktisch umgesetzt. Die Sammlung ist in verschiedene Abteilungen unterteilt, wie etwa „Der Lebensraum Wald“, „Rohstoff Holz“ oder „Holz als Energielieferant“.

Der Minister lobte das Museum, weil es die zentrale Bedeutung des Waldes in den Vordergrund rücke. „Vielen ist gar nicht bewusst, wie wichtig der Wald für den Klimaschutz und das Ökosystem ist“, so Backhaus. Gerade deshalb sei es wichtig, Menschen intensiv darauf aufmerksam zu machen. Das Wald- und Forstmuseum sei ein guter geeigneter Beitrag dazu.

Die Erweiterung des Wald- und Holzmuseums
Nachdem im Mai 2010 das Wald- und Forstmuseum auf dem Hof des Forstamtes Conow eröffnete, wurde nun der letzte Bauabschnitt fertig gestellt. Seit der Eröffnung kamen über 800 Besucher ins Museum um sich z.B. über den Rohstoff Holz, die Forstwirtschaft oder das Ökosystem Wald zu informieren.

Mehr als die Hälfte der Besucher waren Kinder und Jugendliche, die mit Ihren Schulklassen an Projekttagen Gast auf dem Forsthof waren. Um genau dieser Zielgruppe ein breites waldpädagogisches Angebot zu machen, wurde im Wald- und Forstmuseum eine „Kinderecke“ eingerichtet. Sie besteht aus Drehtafeln mit Themen wie z.B. heimische Bäume, Wildtiere, Märchen die im Wald spielen oder Quiztafeln mit interessanten Fragen und unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten. Ziel ist es, die Kinder zum aktiven Mitmachen zu animieren und ihnen dabei spielerisch Wissen zum Wald, der Forstwirtschaft und dem Naturschutz zu vermitteln. Die Ratespiele sind aber auch für jugendliche und Erwachsenen geeignet, da sie sehr anspruchsvoll in der Fragestellung sind. Die „Kinderecke“ wurde vom Designer Klaus Dieter Steinberg, der auch für die Gestaltung des Forst und Holzmuseums verantwortlich war, entworfen und umgesetzt.

Die Kosten von ca. 16.600 € wurden vollständig von der Stiftung Wald und Wild M-V getragen. Ein besonderer Dank gilt Herrn Klaus- Robert Agte, der die die Umsetzung dieses Projektes sehr befürwortet hat.

Die Streuobstwiese auf dem Forsthof
Obstwiesen traditioneller Formen – in Süddeutschland – “Streuobstwiesen” genannt – tragen Hochstämme verschiedener Obstarten und Obstsorten. Geschichtlich dienten die Obstwiesen früher vornehmlich der Versorgung der Bevölkerung und wurden liebevoll bewirtschaftet und gepflegt. In Mecklenburg war ursprünglich das Interesse am Obstbau sehr schwankend. Die Hauptursache am Desinteresse der Bevölkerung war in erster Linie die Unkenntnis über Obstanbau und Sortenkenntnis. Dieses änderte sich um 1820 mit der Abschaffung der Leibeigenschaft. Begründer des Mecklenburger Obstanbaus sind der gebürtige Boizenburger Franz Herrmann Müschen und sein Sohn Johann Bogislav.

In ihrem Lebenswerk haben Vater und Sohn Müschen über 800 Obstsorten mit Sachkunde, allgemein verständlich und interessant beschrieben. Diesen Beschreibungen ging eine weit höhere Zahl an Prüfungen voraus. Der eingesetzte Aufwand ist aus heutiger Sicht kaum zu ermessen. Um das Potential und den Stellenwert des Obstanbaus zu fördern, verpflichtete der mecklenburger Großherzog Friedrich Franz seine Lehrer und Pastoren zur Anlage und Bewirtschaftung von Obstgärten. Jeder Schulabgänger bzw. Konfirmand bekam Kenntnisse in Schul- und Pfarrgärten vermittelt und zum Schulabschluss einen Obstbaum geschenkt. So wurde Obst in Mecklenburg ein Grundnahrungsmittel und diente vornehmlich als Zukost zu Grützen und Mehlspeisen.

Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und den damit verbundenen modernen Produktionsmethoden, mit der Verteuerung der Arbeitskraft und vielfältigen “billigen” Importen erwies sich der klassische Obstbau althergebrachter Art jedoch als unwirtschaftlich und somit nicht mehr konkurrenzfähig. So vollzieht sich seit den 70-er Jahren im Westen und den 90-er Jahren im Osten des vorigen Jahrhunderts mit der Aufgabe der Nutzung zur Erzeugung von Obst ein dramatischer Wandel. Durch Rodungen, Baumaßnahmen und Flächenaufgabe gingen viele Obstwiesen verloren. Die verbleibenden Bestände befinden sich oft in überaltertem und ungepflegtem Zustand.

Heute entdeckt man den Wert der Bäume und Wiesen wieder – als landschaftsprägende Elemente, als Lebensräume für wildlebende Tiere und Pflanzen, als Orte der Erholung und, nicht zuletzt, als Obstlieferanten. Obstwiesen sind landschaftsprägende und belebende Elemente unserer Kulturlandschaft. Wie kaum ein anderes Element gliedern und beleben Obstbäume die Landschaft, tragen zur Vernetzung unterschiedlicher Lebensräume bei und binden Siedlungen harmonisch in die Kulturlandschaft ein. Obstwiesen und Obsthochstämme besitzen eine vielgestaltige Fauna und Flora, wie sie in dieser spezifischen Zusammensetzung nur hier vorkommt. Intakte Obstwiesen bieten bis zu mehr als einhundert Tier- und Pflanzarten einen Lebensraum. Weit bekannt ist der Nutzen blühender Obstbäume als Bienenweide für die Imkerei. Die Bienen erfüllen dabei eine doppelte Funktion: Zum einen liefern sie den begehrten Honig, zum anderen sorgen sie für ausreichende Bestäubung der Blütenstände, ohne die eine Erzeugung von Obst undenkbar ist.

Bei älteren Obstbäumen entstehen durch Verletzungen im Stamm und in der Rinde als Folge von ausbrechenden Ästen, unsachgemäßen Schnitt oder mechanischen Verletzungen Baumhöhlen, wo Bilche (Siebenschläfer, Haselmaus) oder Vögel (Meise, Rotschwanz, Baumläufer) bei größeren Baumhöhlen auch Käuze und Marder geeigneten Unterschlupf finden.

Am Rand von Obstwiesen, wo häufig totes Holz und Reisig liegen (Baumschnitt), wo Steine aus der Flächenbewirtschaftung zusammengetragen sind, leben Eidechsen und Blindschleichen, an feuchteren Stellen auch Frösche und andere Lurche. Nicht zu verwertendes Obst (Fallobst) ist ein willkommenes Nahrungsangebot für Bienen, Wespen, Schmetterlinge und Insekten aller Art, aber auch für Mäuse, den Igel und allen Vögeln. Die Vielfalt der in Obstwiesen vorkommenden Pflanzen- und Tierarten hat umfangreiche Beziehungsgeflechte, Nahrungsketten, Symbiosen und Abhängigkeiten ganzer Populationen zur Folge. In ihrer vernetzten Wechselwirkung untereinander machen sie den ökologischen Wert von Obstwiesen aus.

Wenn auch der wirtschaftliche Wert von Obstwiesen heute nicht mehr im Vordergrund steht, so bleiben Obstbäume dennoch Kulturpflanzen, die in der freien Natur ohne “regelmäßige Betreuung” nicht überleben können. Damit sie ein Alter von 100 Jahren, Birnenbäume auch bis 300 Jahren, erreichen können, muß mit Bodenpflege, Schnitt und Pflanzenernährung für ihre Entwicklung gesorgt werden. Das Forstamt Conow möchte mit der im März 2004 angelegten Obstwiese einen kleinen nachhaltigen ökologischen Wert schaffen.

Der Findlingsgarten
am Forstamt Conow

Vor 600.000 bis 20.000 Jahren war Norddeutschland mehrfach von riesigen Gletschern bedeckt. Die über Skandinavien etwa über 3.000 Meter dicke Inlandeismasse floss nach allen Seiten ab, auch nach Süden. Das Eis verfrachtete große Mengen von Gesteinsbruchstücken in unserem Raum. Man nennt diese Gesteinsbruchstücke Geschiebe, die größeren auch Findlinge. Bei einigen dieser Geschiebe kann man durch Vergleich von Gesteinsproben das Herkunftsgebiet in Skandinavien ermitteln. Da diese den Weg zeigen, den das Inlandeis genommen hat (Pfeile), nennt man sie Leitgeschiebe. Die Kartenskizze zeigt die wichtigsten Herkunftsgebiete für die Findlinge in Südwest – Mecklenburg. Große Gebiete in Skandinavien werden von Gneisen eingenommen. Durch starken Druck und hohe Temperaturen wurden sie in großer Tiefe umgeschmolzen. Dabei erhielten sie häufig eine Bänderung. Auf Grund fehlender spezieller Eigenschaften ist die Herkunft der Gneise nur selten zu ermitteln.

In der Umrandung des skandinavischen Grundgebirges wurden Sedimentgesteine abgelagert, und zwar in Schonen helle Quarzite des Kambriums, um die Inseln Öland und Gotland graue Kalke des Ordoviziums und Silurs, im Bereich der südwestlichen Ostsee Kreide mit Feuerstein im südwestlichen Mecklenburg Sande (Bockuper Sandstein). Über dem Inlandeis herrschte lange Zeit eine Hochdruck – Wetterlage. Kalte mit Sand beladene Winde wehten in das Vorland. Sie schliffen vor allem an Quarziten glatte Flächen an (Windkanter). Mit dem Abschmelzen des Inlandeises flossen große Mengen von Schmelzwässern nach Süden in das Urstromtal der Elbe ab. Dabei ließen sie ihre Sandfracht zurück. Aus diesen Sanden bildete sich im Laufe von Jahrtausenden das Bodensubstrat unserer Kiefernwälder.

Seit jeher haben die Menschen Steine für ihre Zwecke benutzt. Als Werkzeug, Baustoff (Fundamente , Mauern, Strassen etc.) oder Kultobjekt dienten sie zum überleben, zum Schutz, als heilige Stätte oder als Schmuck. Ihre Dauerhaftigkeit, Härte und Glanz waren dem Menschen willkommene Eigenschaften zur Benutzung. Das Gebiet von Süd-West-Mecklenburg ist zwar geologisch sehr interessant, aber bedingt durch die eiszeitliche Prägung steinarm. Weite Bereiche gehören zum alten Urstromtal oder aber sind Sanderflächen der letzten Eiszeit (Weichselvereisung). Das überwiegende Bodensubstrat sind feinkörnige Sande aus Schmelzwasserabflüssen der Gletscher oder vom Wind umgelagerte Sande aus diesen Bereichen.

Nur wenige alte Hochplateaureste der Saaleeiszeit sind steinreich und offenbaren auch größere Steine aus alten End- und Grundmoränen. Man könnte also mit Recht sagen, Steine zählen in dieser Gegend zu den Seltenheiten und sind somit kostbarer als im übrigen Land.

Der Findlingsgarten des Forstamtes soll dem interessierten Touristen, dem Hobbygeologen und Naturfreund Steine als Bestandteil unserer Landschaft und als Ergänzung zum heimatkundliche- geologischen Museum Kaliß näher bringen.

Chronologie der Angebote

Steingarten
2004 wurde als heimatkundliche-geologische Ergänzung zum Regionalmuseum Kaliß auf dem Forsthof ein Findlingsgarten angelegt. Er enthält 54 Findlinge, die überwiegend eiszeitlich bedingt aus Skandinavien zu uns transportiert wurden.

Obstwiese
Das Forstamt Conow möchte mit der in 2004/2005 angelegten Obstwiese einen kleinen nachhaltigen ökologischen Wert schaffen. Der Obstgarten besteht aus 74 Hochstämmen der Sorten Apfel, Kirsche, Birne und Pflaume. Es wurden bei der Pflanzung überwiegend alte Sorten bevorzugt.

Wildschweingehege
2007 wurde ein Wildschweingehege mit Besucherplattform durch Unterstützung einer Arbeitsgelegenheitsmaßnahme (1,-€ Job`s) fertiggestellt. Es beherbergt derzeit eine Rotte (Familienverband) und dient ausschließlich der waldpädagogischen Anschauung.

Forstscheune
Am 31.05.2006 wurde das Haus des Waldes durch den Minister Dr. Backhaus eingeweiht. Die Forstscheune wird multikulturell genutzt, das heißt es finden waldpädagogische Veranstaltungen, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen statt. Im Obergeschoß befindet sich seit 2010 ein Wald- und Holzmuseum.

Präsentiert mit freundlicher Unterstützung des Forstamtes Conow

Ansprechpartner:
Forstamt Conow
Karl-Marx.Strasse 20
19294 Kaliß
Telefon: 038758-3680
Fax: 038758-36829
Mail: conow@lfoa-mv.de
Internet: Forstamt Conow

Hinweis:
Weiterführende Informationen über das Forstamt Conow finden Sie hier (bitte klicken).

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