Grebs - Gemeinde Grebs-Niendorf

Aus Ortschroniken zitiert

700 Jahre Grebs 1285 - 1985
Unterwegs in der Geschichte eines Dorfes
Ein volkstümliches Lesebuch über Grebs und die Griese Gegend
Autor: Hans Ulrich Thee, Eldena

 

Die ersten Siedler auf Grebser Flur
Die urgeschichtliche Besiedlung der Dorfflur von Grebs setzt nach den geborgenen Funden relativ spät ein, denn Hinterlassenschaften aus der Steinzeit sind bisher nicht aufgetreten. Dafür ist die Besiedlung in der Bronzezeit besonders stark. Das Klima war trocken und warm, so daß auch der Wasserspiegel verhältnismäßig niedrig lag. Das Gebiet bot den Viehzüchtern und Ackerbauern optimale Lebens und Wirtschaftsbedingungen.

Zu den Werkzeugen aus dieser Zeit gehört eine Arbeitsaxt, die bei Erdarbeiten 1935 in der Schulscheune des Ortes gefunden worden ist, und vom Schulzenkamp in Menkendorf ein kleines bronzenes Randleistenbeil, das Lehrer Heinrich Kruse aus Heiddorf etwa 1928 entdeckt hat.

Der Siedlungsplatz der ersten Bronzezeitbewohner ist bisher noch nicht festgestellt worden, aber etwa 500 m südlich von Neu Grebs lag am Rande einer Kiesgrube im Walde ein Hügel, den man als Ausläufer des Wantzeberges ansehen kann. Er heißt Dähmzer Berg. Im Verlaufe des Kiesabbaues war 1966 der Humus teilweise abgeschoben worden, und der Traktorist Dieter Brandt aus Grebs bemerkte Steinpackungen, Branderde und Leichenbrand. Lehrer Heinrich Jahnke nahm sich der Sache an und gab die Meldung über Kreispfleger Kurt Schade an das Schweriner Museum weiter. Es war ein aus Grassoden und Sand aufgebautes Hügelgrab entdeckt worden und Bezirkspfleger Dr. Horst Keiling veranlaßte eine Ausgrabung, die der für Hügelgrabforschungen zuständige Kollege Friedrich Just 1967 durchführte. In dem durch die Planierraupe bereits beschädigten Hügel befanden sich noch 9 Gräber. In der Mitte lag das Zentralgrab direkt auf der alten Erdoberfläche. Die Körperbestattung hatte man mit einem großen Steinhaufen bedeckt, doch Baumsarg und Skelett waren längst vergangen. Der Tote muß zu wohlhabenden Viehzüchtern gehört haben, denn als Beigabe lag neben einer herzförmigen Feuersteinpfeilspitze ein prächtiger Fingerring aus fast 24karätigem Gold von 4,25g Gewicht im Grab. Die Verzierung hatte man gepunzt. Das zweite Grab enthielt eine mindestens 50 cm lange Bronzenadel mit Kopfscheibe, eine Bernsteinperle und eine wunderschöne bronzene Schmuckdose, deren Deckel mit einem Holzspan verschlossen war. Als Beigaben der übrigen Gräber fand man Bronzeknöpfe, bronzene Pfeilspitzen mit Schafttülle, Fibeln (Broschen), Arm- und Fingerringe sowie Flintpfeilspitzen, an denen teilweise noch eine zur Befestigung am Pfeilschaft angebrachte harzartige Masse haftete. Keramik trat nur in kleinen Resten auf. Das ist nicht verwunderlich, denn die Viehzüchter zogen von einem Weideplatz zum anderen, waren also nicht seßhaft und besaßen nur wenige Gefäße. Hunde halfen ihnen, die großen Rinderherden zusammenzuhalten. Sie waren durch ihre Tiere sehr reich und konnten Fleisch, Felle und andere tierische Produkte im Süden gegen glitzernde Bronze eintauschen. Das persönliche Eigentum legte man ihnen dann mit in ihr Grab. Steinumsetzte Brandgräber ohne Urne sind erst kürzlich von Hans-Ulrich Böttcher etwa 600 m östlich des Grabhügels entdeckt worden. Sie enthielten wiederum herzförmige Feuersteinpfeilspitzen und eine Knochenpfeilspitze mit Tülle. Pfeil und Bogen waren bei den Viehzüchtern offenbar eine beliebte Waffe. Die Bestattungen dürften etwa im 13. Jahrhundert v. u. Z. erfolgt sein, nur ein Leichenbrandhäufchen mit einem eisernen Nadelrest aus dem Hügel ist sicher viele Jahrhunderte jünger.

In der jüngeren Bronzezeit (1200-600 v. u. Z.) wurde die Bevölkerung seßhaft. Sie erwarb den Lebensunterhalt vorwiegend aus dem Ackerbau. Östlich des Dorfes wurde 1971 ein Siedlungsplatz mit ovaler Steinsetzung und Wirtschaftskeramik, unter der sich der Rest einer Zipfelschale befand, entdeckt. Am Ortsausgang nach Karenz konnte Hans-Ulrich Böttcher 1972-75 in Verbindung mit ovalen, kreisförmigen und unregelmäßigen Steinpflastern mehrere, teilweise noch gut erhaltene Urnengräber bergen und eine Leichenverbrennungsstelle freilegen . Grabbeigaben liegen in diesen Gräbern nur sehr selten, da die Ackerbauern in, Verhältnis zu den Viehzüchtern sehr arm waren und sich keine wertvollen Bronzegegenstände eintauschen konnten.

In den folgenden 1000 Jahren war die Dorfflur nicht bewohnt, denn es gibt heute noch keine archäologischen Funde aus dieser Zeit. Erst im 4. Jahrhundert u. Z. wird von Germanen im Dorf ein Wohn- und Werkplatz angelegt. Beim Ausheben eines Rohrleitungsgrabens auf der Dorfstraße nach Karenz entdeckte Genossenschaftsbauer Otto Hinrichs Scherben, eine Branderdegrube und einen Eisenverhüttungsofen.'Bei der Eisenverhüttung verarbeitete man den in den Wieseniederungen reichlich anstehenden Raseneisenstein (Klump). Hans-Ulrich Böttcher, Heinrich Jahnke und viele andere Urgeschichtsfreunde bargen Funde, unter denen sich Keramikbruchstücke mit Einstichen und Linien, ein Topfrest, aber auch das Bruchstück eines ringförmigen tönernen Webstuhlgewichtes befanden. Zu welchem germanischen Stamm der Wohnplatz von Grebs gehörte, wissen wir nicht genau. Möglicherweise ist er mit dem Stammesverband der Sachsen in Verbindung zu bringen. Nach der Abwanderung der Germanen siedeln Slawen im 8.-10. Jh. in Menkendorf. Sie errichteten eine Burg und legten dorfartige Siedlungen nördlich und südlich des Burgwalles bei Menkendorf an.

Die Lage der ur- und frühgeschichtlichen Fundstellen auf der Feldmark Grebs-Menkendorf

Der Sachsenherzog zieht gegen die
Slawen (die Sachsen nannten sie auch Wenden)
Es war ein trüber und stürmischer Herbst. Seit dem Mittag hatte sich der Himmel verfinstert. Heftiger Westwind blies die Wolkenmassen vor sich her. Es goß wie aus Kübeln. Überall sprudelten Rinnsale und machten den Boden glitschig. Schließlich wurde der Regen wieder schwächer. Da tauchten aus dem Wald bärtige Gestalten auf, aus Richtung Brezegore kommend. Ihre Kleidung war durchnäßt, durch jede Falte des Gewandes blies der Wind. Sie schritten dem kleinen Slawendorf Grebece zu, das still und versteckt dalag, umgeben von Wald und moorigen Wiesen. Endlich hatten die Männer ihr Ziel erreicht. Im Hause des Dorfältesten waren schon etliche aus allen Dörfern der Umgebung versammelt, aus Karniste, Glesin, Conowe, Bokhop, Malke, Gorne, Lype und Melegiz. Die Luken hatte man dicht geschlossen und gut gesichert. Ein mächtiges Herdfeuer erhellte und erwärmte den Raum. Die Fellumhänge der erschienenen Slawen waren zum Trocknen abgelegt. Jeder der Männer trug ein kurzes Schwert und um die Stirn einen Schläfenring. Die Speere lehnten in einer Ecke an der Wand. Es herrschte eine gedrückte Stimmung, trotzdem der Bierkrug schon mehrere Male die Runde gemacht hatte.

 

Der Hausherr begann, indem er auf den neben ihn sitzenden Fremdling hinwies: „Hier seht Ihr den Sendboten unseres Knese aus dem Stamm der Smeldinger. Er wohnt in der Nähe der früheren Connoburg und bringt uns schlimme Kunde. Die mag er uns jetzt selber verkünden." Der Bote sah alle Männer der Reihe nach ernst an und sprach: „Jenseits der Elbe in der Grafschaft Dannenberg im Sachsenland ist der Heerbann gegen uns aufgerufen. Unsere Späher und Kundschafter haben gute Arbeit geleistet. Der Lehnsgraf Heinrich wird in den nächsten Tagen mit seiner ganzen Macht über uns herfallen. Der mächtige Sachsenherzog Heinrich, der „Löwe", wie ihn seine Heerscharen nennen, wird ihm mit seiner Streitschar folgen, um uns wegen unserer Züge ins Sachsenland zu vernichten und das ganze Slawenland in seinen Besitz nehmen. Der Knese befiehlt, daß sich aus jedem Dorf unserer Gegend sogleich ganz unauffällig zwei Späher an die Labe (Elbe, d. Verf.) begeben, um hier Tag und Nacht den großen Strom zu beobachten. Bei den ersten Anzeichen von Vorbereitungen zum Übersetzen des Feindes eilt einer unverzüglich in sein Dorf, und alle Frauen und Kinder und die Alten flüchten unter Aufsicht einiger wegekundiger Männer sofort mit allem Vieh und der sonstigen Habe in die Einöde der weiten Heide des Jabeler Landes und von Waninge.

Kein Dorf darf niedergebrannt werden. Die Sachsen sollen möglichst lange mit dem Umstellen und Durchsuchen unserer Dörfer und Gehöfte aufgehalten werden. Doch die Acker sollen verwüstet und die Obstbäume umgehauen werden. So unsere Götter Radegast und Swantewit wollen, sollen die Sachsen nichts Eßbares vorfinden. Die zurückbleibenden Späher gehen unbemerkt von den herannahenden Feinden bis an die Rögnitz und an die Elde zurück, beobachten ständig den Heerzug derselben, sammeln sich dann an den Stellen der Heide, die ich jetzt bekanntgeben werde."

Und dann flüsterte er ganz leise: „Bei Walerow (Woosmer, d. Verf.), bei der Connoburg und bei Guritze (Güritz, d. Verf.). Hier finden sie Beauftragte des Knese, die die Führung übernehmen. Von diesem Gebot darf kein Wort über Eure Lippen kommen, denn es geht um unsere Heimat. Und nun ziehen alle sofort los! Der Dorfälteste wird Euch mit dem nötigen Mundvorrat versehen. Vor allem Frauen und Kinder dürfen nichts wissen. Bei den angegebenen Plätzen sehen wir uns wieder und erwarten weitere Befehle!"

Noch einmal kreiste der Krug. Jeder bekam ein Stück Brot und ein Stück Rauchfleisch. Dann verschwanden einer nach dem anderen. Im ganzen Dorf lag die Nacht schwer auf den Herzen der Zurückbleibenden. Schon in der übernächsten Nacht begann der Aufbruch. Die an der Elbe lauernden Kundschafter hatten die bittere Nachricht von den übersetzenden Sachsen übermittelt. Ein ganzes Volk verließ die Heimat und flüchtete nach Norden und Nordosten. Das Land war leer von Menschen.

Aber auch in den vorgesehenen Fluchtburgen war kein langes Bleiben. Das Sachsenheer drängte rasch und zu übermächtig heran. Auf Anordnung des Obodritenfürsten Niklot mußten alle weiter in das Innere des Landes eilen, immer weiter nach Norden und Nordosten. Die verfolgenden sächsischen Reiter ließen jedoch bald ihre mitgebrachten Steinschleuder und Pfeilwerfer, die von je drei Paar Ochsen gezogen wurden im Stich. Sie taugten nicht für das riesige Sumpf- und Waldgebiet, blieben alle Klafter (etwa 1,9 m, d. Verf.) lang stecken und mußten mit schwerer Mühe wieder ausgegraben werden. Schließlich verbrannten die Sachsen ihre Katapulte, damit sie nicht den Slawen in die Hände fielen. Die Ochsen schlachteten sie und aßen sie auf. Eßbares konnten die sächsischen Krieger nirgends vorfinden.

Am Nordende des Schweriner Sees war die Feste Mecklenburg ein längst erkalteter Aschehaufen, ebenso die Burgen von Schwerin, Dobin und Ilow. Die Burg Werle in den Warnowsümpfen bei Schwaan wurde Mittelpunkt der Kämpfe. Hier hatte Niklot den größten Teil seiner Streitmacht zusammengezogen. Er war zum Kampf bis aufs Äußerste gegen den übermächtigen Sachsenherzog entschlossen. Der Kleinkrieg wurde erbitterter geführt als bisher. Durch die plötzlichen Überfälle der um ihre Heimat ringenden slawischen Kämpfer häuften sich die Verluste der sächsischen Scharen. Aber auch die Slawen hatten manches Opfer zu bringen. Doch eine List der sächsischen Krieger wurde Niklot zum Verhängnis. Eines Tages waren die Sachsen wieder außerhalb ihres festen Lagers beim Futterschneiden. Da jagte, wie schon so oft, einer der slawischen Reiterschwärme heran, um die Verstreuten niederzumachen. Allen voran, von seinem schnelleren Pferd weit vorausgetragen, stürmte der Obodritenfürst mit seinem mächtigen, grauen, tief niederhängenden Bart und dem weißen Haar, das bei dem schnellen Ritt im Winde wallte. Niklot jagte auf den Feind zu, schwang in hohem Bogen seine Lanze, um sie dem nächsten Feind in den Leib zu stoßen. Doch an den verdeckten Harnischen prallte die Lanze ab. Als der Obodrit die List durchschaute, riß er sein edles Roß herum, doch es war schon zu spät. Ehe ihm die Seinen zu Hilfe kommen konnten, hatten ihn die verkleideten sächsischen Reiter umringt, aus dem Sattel gerissen und niedergehauen, so sehr er sich auch zu wehren versuchte. Dann schlugen sie dem entseelten Körper den Kopf ab und brachten ihn unter Geschrei ins sächsische Lager. Das Schicksal der Slawen war besiegelt.

Heinrich der Löwe bewidmete die Neugründung Schwerin mit dem Stadtrecht, er begründete auch das Bistum Schwerin, dessen erster Bischof Berno wurde. Einer der Söhne Niklots, Prisbislaw, bekannte sich zum Christentum. So konnte er seine Macht sichern, erhielt einen Teil des Landes seines Vaters zurück, woraus das spätere Herzogtum Mecklenburg entstand. Der braunschweigische Ritter, Gunzelin von Hagen, bekam 1167 die neugeschaffene Grafschaft Schwerin zum Lehen. Das Gebiet der Länder Wehningen, Jabel und der Darzing (Raum Neuhaus, d. Verf.) ging auf den Dannenberger Graf Volrad über. Damit gelangte auch Grebs unter dessen weltliche Macht.

Die Not der bäuerlichen Bevölkerung

Seit dem Jahre 1308 gehörte das Dorf Grebs dem Kloster Eldena, dazu viele weitere Dörfer mit Zehnten und Rechten in den Ländern Gadebusch, Diedrichshagen bei Grevesmühlen und Wittenburg, außerdem noch Besitzungen im Brandenburgischen und im Parchimer Raum. 1558 war das Kloster Eldena aufgelöst und in ein herzogliches Amt umgewandelt worden, zu dem auch die ehemaligen Klosterdörfer gehörten. Aber die, die nun die Obrigkeit ausübten, gingen auch nicht gerade gelinde mit den Bauern um. Aus den Gütern der Klosterzeit waren sogenannte Meierhöfe geworden. Die Einwohner waren verpflichtet, auf ihnen Hand- und Spanndienste zu leisten. Und das waren nicht wenige. Eine Liste aus dem Jahre 1717 berichtet vom riesigen Umfang dieser Dienste. Danach mußte Grebs jährlich „860 Tage Spann- und 602 Tage Handdienste tun außer der Erntezeit". Während der Ernte kamen noch hinzu: 450 Tage Spann- und 350 Tage Handdienste. Das war gewiß eine harte Fron. Für die eigene Wirtschaft blieb dem Einzelnen nicht viel Zeit. Mit der geringen Ernte wollte aber jeder Hüfner seine Familie und dazu noch das Vieh durch das ganze Jahr bringen. Kann man sich da wundern, wenn der Amtmann berichten mußte: „Sie stehlen wie die Raben".

Die Zustände änderten sich auch nicht, als fremde Landesherren hier regierten. Das Amt Eldena wurde im Jahre 1628 an die Königin Sophie von Dänemark gegen 7200 Taler verpfändet.

Eine schwere Zeit für die Dorfbewohner war aber auch das 18. Jahrhundert. Viele Beschwerden über die unerträglichen Lasten sind aus den Akten ersichtlich. Von 1734 bis 1787 war das Amt Eldena an Preußen verpfändet und mußte vor allem im Siebenjährigen Krieg harte Kontributionen zahlen. Der Inhalt einer Beschwerdeschrift von 1735, gerichtet an den Herzog von Mecklenburg, lautete: „Der Amtmann Boye zu Eldena hat bei diesen traurigen Zeiten so mit uns verfahren, daß wir mehrenteiis ruiniert sind. Wir haben zwar immer auf bessere Zeiten gehofft und deshalb bei Ew. hochfürstlichen Durchlaucht nicht beschweren mögen. Allein die Zeit währt zu lange und die Last wird unerträglich, daher wir gemüßigt sehen, Ew. h. D. unsere Not zu klagen und unsere Gravamina (Beschwerden, Verf.) Ihnen vor Augen zu legen:

1. Wenn wir morgens eine halbe Stunde zu spät zum Hofdienst kommen, müssen wir abends so viel länger arbeiten undtrotzdem die versäumte Zeit an anderen Tagen nachholen.

2. Wenn es regnet und unsere Knechte kommen zum Hof, schickt er sie wieder nach Hause, und die Tage müssen sie nachholen.

3. Sie müssen in sieben Tagen acht Meilen fahren.

4. Wenn wir bis in die dunkle Nacht einfahren, verlangt er, daß wir noch ein Fuder holen, obwohl wir und das Vieh vor Mattigkeit nicht mehr können. Bei der Weigerung hat er uns mit brandenburgischen Exercitien (Strafübungen, Verf.) belegt. Jeder mußte den anderen Tag ein Fuder extra holen, und trotzdem wurde er eingesperrrt.

5. Wenn die Mädchen, trotzdem sie von Sonnenaufgang bis -untergang Flachs schwingen, nicht täglich vier Schock fertig bringen, droht er mit Gefängnis. 6. Die Bauern können keine Knechte und Mägde mehr kriegen, weil sie vor des Amtmanns Strengigkeit Abscheu haben.

7. Wir müssen mehr Stroh abliefern, als geschrieben steht, unsere Zimmer verfallen, aber der Amtmann verkauft das Stroh". Zum Schluß forderten die Beschwerdeführer aus Grebs, der Amtmann solle nicht mehr verlangen als nach dem Bauernreglement zu leisten ist.

Der Amtmann antwortete auf das Schreiben an den Herzog, daß die Beschwerde ganz unbegründet sei. Die Leute seien schlecht und gottlos, und trotz gütiger Ermahnung kämen sie in der Ernte nie vor 9 Uhr und führen um 6 schon wieder fort. Es käme auch vor, daß sie Altenteiler zur Arbeit schickten. Erreicht haben die Bauern in Grebs nichts. Im Gegenteil, die Ausbeutung nahm von Jahr zu Jahr zu. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts trieb es der Amtmann „Kammer-Rath" Hahn besonders schlimm. Die Klagen und Beschwerden an den Herzog häuften sich zu Aktenstapeln, so daß dieser ihn ermahnen muß, seine „Strenge zu mildern".

Es wird auch berichtet, daß zu jener Zeit ein Viertelhufner von Johannis (24. 6.) bis Bartholomäus (24. 8.) täglich von 6 Uhr bis Dunkelwerden auf dem Hof mit einem Gespann arbeiten mußte. Dort gab es Prügel über Prügel und Gefängnis. Die Einwohner klagten, daß sie sich nicht mehr sattessen könnten, da alles Fleisch und alle Wurst den Knechten zur Arbeit mitgegeben werden müßte. Wenn sie das „Kopfgeld" nicht aufbringen konnten, ließ der Amtmann die erwachsenen Söhne auf den Hof bringen. Da hatte der Landreiter genug zu tun. Die Leibeigenschaft stand in höchster Blüte. Alle Beschwerden wurden mit harten Worten abgelehnt.

Die Bauern verweigerten die Dienste. Auch das blieb ohne Erfolg. Ja, die Strafen wurden bei Nichterfüllung der Verpflichtungen noch verschärft. Eine Wendung brachte erst die Aufhebung der Leibeigenschaft, aber auch hier verstanden es Herzog und Ritterschaft, diese soweit wie möglich hinauszudehnen (1821). Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Bevölkerung unserer Heimat im wesentlichen durch vier kriegerische Ereignisse betroffen: den Dreißigjährigen Krieg, an dessen Ende ein großer Teil der bäuerlichen Wirtschaften in Grebs ruiniert war, den Nordischen Krieg, die Auseinandersetzungen zwischen dem eigenwilligen Herzog Carl Leopold und der Ritterschaft, deren Höhepunkt der Bauernaufstand von 1773 bildete, und den Siebenjährigen Krieg, der Mecklenburg auf der Seite der Feinde des Preußenkönigs sah.

Als Marksteine der wirtschaftlich-sozialen Verhältnisse seien vor allem genannt: die Reversalen des Jahres 1621, in denen dem mecklenburgischen Bauern die „heriditas" (Erbrecht) an seinem Hofe, soweit er sie nicht urkundlich nachweisen konnte, abgesprochen wurde. Danach konnte jeder mißliebige Bauer „gelegt", d. h. besitzlos gemacht werden. Weiter die 1654 geschaffene „Gesinde-, Tagelöhner-, Bauer-, Schäfer-, Tax- und Victualordnung", die den Streit für und wider die persönliche Freiheit des mecklenburgischen Bauern zu dessen Ungunsten entschieden hatte. Schließlich der „Landes-Grund-Gesetzliche Erbvergleich" von 1755, der den ständischen Aufbau innerhalb des ehemaligen Herzogtums Mecklenburg festlegte und in ihm den endgültigen Sieg der Ritterschaft vollendete. In ihrer Gesamtheit bildeten sie jene verhängnisvollen Abkommen, in denen die mecklenburgischen Landesfürsten, bedrängt durch ihre ständig steigenden finanziellen Nöte, gegen das Versprechen der Schuldentilgung das Bauerntum der Ritterschaft vollkommen preisgab.

In den Kriegen Napoleons gegen Preußen und Rußland mußte Grebs erhebliche Kontributionen zahlen. Dazu wurde jeder erwachsene Bewohner herangezogen. 100 Taler, die im Jahre 1808 aufzubringen waren, wurden umgelegt auf 20 Halbhüfner, 1 Büdner und Handwerker, 1 Büdner ohne Handwerk, 1 Schulmeister, 8 Einlieger und Hirten, 15 Knechte, 16 Jungen und 21 Dirnen (Mädchen). Nach den Befreiungskriegen ging es, wenn auch nur langsam, aufwärts. Aus den „Hauswirten" wurden „Erbpächter". Allerdings durfte sich ab 1834 erst ein Bauer so nennen. Er hatte seine Hufe durch Landkauf bedeutend vergrößert. 1844 zählte Grebs: 1 Erbpächter, 6 Drittel- und 13 Viertelhüfner. Die Zahl an Hufen hatte sich in fast 600 Jahren nicht verändert. Bei der Verkoppelung um 1850 wurden Acker, Wiesen und Wald so aufgeteilt, daß alle Bauernstellen wirtschaftlich ziemlich gleichwertig waren. Je nach Bodengüte schwankten die Größe der Hufen zwischen 30 und 60 Hektar. Die frühere gemeinsame Viehweide wurde nicht verteilt, sondern blieb als Reservat für die Kompetenzzuteilung an Tagelöhner, die eine Häuslerei errichten wollten. 1851 geschah das zum ersten Male. Bis dahin hatte sich das Leben der Tagelöhner, der „kleinen Leute", wie man sie auch nannte, in den „Katen" abgespielt. Auf jedem Bauernhof stand eine solche. In ihrem Baustil entsprachen sie dem Niederdeutschen Hallenhaus, alles nur kleiner: schmale Längsdiele, abgeschlossen durch den „Schwibbogen", an jeder Längsseite eine Wohnung. Sie bestand aus einer Stube, einer Kammer als Schlafstätte für die Kinder und aus Ställen für Kleinvieh. Jede Kate beherbergte zwei Familien. Die meisten Angehörigen, auch die Kinder, arbeiteten auf dem Bauernhof, alle billige Arbeitskräfte; denn der Lohn war dürftig. Sobald die Kinder konfirmiert wurden, es gab dann übrigens die ersten groben Lederschuhe, verdingten sie sich als „Lüttdiern" oder „Lüttknecht" bei einem Bauern. Es konnten aber nicht alle Menschen des Dorfes in der Landwirtschaft beschäftigt werden. Arbeitsgelegenheit bot ihnen die Forst, das Braunkohlenbergwerk in Malliß, das Kalibergwerk in Conow und die Ziegeleien. Nach Fertigstellung der Hamburg-Berliner Bahnstrecke gingen viele junge Männer und auch Familienväter nach Hamburg zur Arbeit. Alle paar Wochen kehrten sie nach Hause zurück, um sich neue Verpflegung zu holen.

Die letzte Tagelöhnerkate in Grebs wurde 1936 abgerissen. Sie war noch bis 1910 bewohnt gewesen. Vor der Errichtung des ersten Schulgebäudes 1801 wurden auch die Kinder in solchen Katen unterrichtet. Weil es nicht genug ausgebildete Dorfschullehrer gab, übertrug man dies Geschäft oft Schustern und Schneidern, die wegen ihrer „sitzenden" Beschäftigung dazu besonders geeignet erschienen.

1864 kam Grebs mit sieben anderen Dörfern der Umgebung an das Amt Dömitz. Die Gemeinde Grebs hatte sich inzwischen siedlungsmäßig ausgeweitet. Zehn Grebser Bauernsöhne, denen die Feldmark keine Aussicht auf eine eigene Wirtschaft bot, gründeten auf den höher gelegenen Nachtkoppeln den heutigen Orts teil MenkendorF.

Interessant war die Entstehung des Ortsteils Neu Grebs, im Volksmund „Fiefhusen" genannt. Die Bauern der Hufen Nr. 8 bis 12 hatten bei der Verkoppelung insofern Pech, als sie die am weitesten vom Dorf entfernt liegenden Flächen an der Niendorfer Feldmarkgrenze erhielten. Bald wurden die Bewohner der weiten Wege und tief verschlammten Straßen überdrüssig, denn im Mai 1853 setzten sich allesamt die alten Hufen wie auf Kommando in Brand. Gab das ein Feuerwerk! Und wie schmunzelten Bauern und Handwerker! Letztere am meisten, denn böse Zungen behaupteten, daß in ihren Taschen schon die Baupläne für den neuen Ortsteil steckten. Nur das Gehöft Nr. 19, das auf der Gegenseite der Dorfstraße lag, hatte. den Anschluß verpaßt. Aber die Sache ging später auch noch in Ordnung, so daß der Neubau nun auch auf der entfernt liegenden Hufe in „Fiefhusen" erfolgen konnte. Die Hufenbesitzer in Grebs wechselten zum Teil, von den Hufen Nr. 8, 9 und 20 ist bekannt, daß auf ihnen die direkten männlichen Nachkommen jahrhundertelang wirtschafteten.

In den Gründerjahren nach 1871 wanderte ein großer Teil der jungen Menschen in die Industrie ab, manche nah, manche fern. Auch Amerika wurde das Wanderziel einiger abenteuer- und unternehmungslustiger Grebser Einwohner.

Die jüngere Siedlungsgeschichte der Region

Flurnamen der Gemarkung Grebs-Menkendorf vor 1945

Die alten Flurnamen
-als überliefertes Wortgut unserer Heimatdörfer sind auch heute noch für uns von großer Bedeutung und besonderem Interesse; sie sind oftmals ungeschriebene Quellen der Heimatgeschichte. Viele sind fast schon vergessen, nur die Älteren im Dorf wissen noch Bescheid. Dabei können uns die Namen in Feld und Flur so viel berichten und geben uns einen Einblick in das wirtschaftliche Leben früherer bäuerlicher Generationen, über alte Sitten und Gebräuche, kennzeichnen Lage, Nutzungszweck und Besitz. Sie erzählen von dem Leben und Schaffen unserer Vorfahren, wo sie siedelten und rodeten, wo sie weideten und hüteten und brannten, wo sie Lehm und Sand abfuhren. Auch manche historische Ereignisse sind durch Flurnamen überliefert und so der Nachwelt weitergegeben worden.

Oft drückte der Mensch in dem Namen sein Verhältnis zur Scholle, seiner Nutzung und seiner Oberflächengestaltung aus. Fast immer führen sie uns weit in die Vergangenheit zurück und dienten der Bezeichnung von Einzelheiten in Wald, Feld, Flur und Gewässer. Viele der Flurnamen sind in niederdeutscher Sprache überliefert. Nachfolgende Übersicht umfaßt alle mündlich und schriftlich überlieferten Flurnamen der Gemeinde Grebs mit Menkendorf. Es sind 124 ermittelt worden, von denen 108 lokalisiert werden konnten, bei 16 von ihnen konnte die Lage bisher nicht ermittelt werden. Viele kann jeder selbst deuten, manche nur der Erfahrene, einige wenige Flurnamen konnten nicht gedeutet werden.

Borgwall - Bramken Horst - Joachims Thal - Reigern Kolk - Kastlang'n - Hecht Horst - im Schloßgarten - Wulfs Horst - Lütt Menken Horst - Menkenhorst - Schwemmei Berg - Voßkolk - Voßhorst - in Voß Kuhlen - Schultenwisch - Bullenkavel - Ruge Horst - Soldatenhaut - Tegelkavel - Knirrwisch - Holtwisch - Güsmer - Ra(d)wisch - Grot Kolk - Timpen - Heuers Wisch - Koeste Wisch - Kasse Stücken - ünne de Swienskuhl - Swienskuhl - de Tra(d) - Hoener Stücken - de Flaak - Heer Land - hinne Soehrland - Haßel Büschen - Fleeder Büschen - Wischhoef - bie Striepers Kuhl - Lütt Heier Laag - Poggen Horst - Stuubeßen Horst - Raben Horst - Raben Hoeppel - Middel Hast - Kuhl Horst - Schwart Stäemmen - Hohl Horst - im Branden - Grot Hei(d) Lag - Runde Scharpen Horst - Lange Scharpen Horst - Afplacht Reh Horst - Runde Reh Horst - Lange Reh Horst - Lange Water Kuhls Horst - Lütt Zaegen Horst - Flaak Horst - Grot Horst - Gillwisch - bien Glasmake(r) Aben - lerdkuhlsbarg - Nien Stücken - Haasenhof - Haasen Brüggen - de Boort - Nerdenfeld - Heckengrund - bi 'n Kirchweg - Barghowen - Grön Weg - Babenhow - Immenhof - Taxenhäg - Doemzer Barg - im Sohl - Kreeck Büschen - Gold Berg - Silber Berg - Hecken Berg - bi de Lehmkuhl - Beesengrund - Voßkuhl - Keller Löhn - Kellerbarg - Hasselbarg - Witt Sand - Osterfeld - Hogen Damm - Füchtenried - Schultenkamp - Heiddamm - Osterhei(d) - Hinnen Wischen - de Waden - Poppenholt - Sünn 'born - Ahrens Wiese - bien Prignitzer Fuhrt - Bei den restlichen 16 Namen ist die Lage nicht mehr bekannt: aufn Arft Lande - auf den Blöcken - auf der Brandthorst - Conower Hegen - am Dömitzer Graben - Drift Stücken - Frey Wiße - Gildeacker - Heidtbarg - Hof Wießen auf dem Kösterlande - tendeß dem Langen Orde - aufn Mittel Felde - in der Oster Coppel - Oster Rieht - auf den Säten Höfell -

Bei einigen Flurnamen, die nicht gleich erkennbar sind, wird der Versuch einer Deutung vorgenommen. Manchmal gibt es allerdings mehrere Versionen, eine wurde dann immer nur aufgezählt. Auffällig für Grebs/Menkendorf ist das häufige Vorkommen in Verbindung mit Horst, niederdeutsch Host(en). Horst bedeutet eine trockene, höher gelegene, von einer Niederung (Wiese, Sumpf) umgebene Stelle. Oft stellen die Wörter auch eine Verballhornung dar.

Bramkenkorst, bram - Besenginster; Reigern Kolk, Reigern - Bewohner eines Dorfteils, die in einer Reihe wohnen, z. B. Büdner; Kastlang'n - castellanus (lat.) Burgbewohner, im Zusammenhang mit dem Menkendorfer Burgwall, auf der Wiebekingschen Karte 1786: Die Castellan; Menkenhorst - Menke, Personenname von Meinke angeleitet, auf der gleichen Karte auch: Heikenhorst; Ruge Horst - rauhe, windige Flur; Soldatenhaut - Feld zeigt den ungefähren Umriß eines alten Soldatenhutes des Mittelalters; Knirrwisch - knirr, knarren (im Wind); Güsmer - unheimliche Gegend; Timpen - Feld mit spitzer Ecke; Radwisch - Rodewiese; Kasse Stücken - Kossaten (Kleinbauern) Stücken; hinne Soehrland - soehr, trockenes Land; Runde Scharpen Horst - Scharpen, Scherben (von einer Ansiedlung); Boek Horst - Buchen Horst; Gillwisch - Gill oder Gilde im Mittelalter kirchliche Organisation.

Der Ertrag solcher Ländereien diente zur Finanzierung von kirchlichen Festen. Hinweis auf die Handwerkergilden in den Städten; Bien Glasmake(r) Aben - weist vermutlich auf eine Glashütte hin; Nien Stücken - Neue Stücken; de Boort - niedriges Land; Nerdenfeld - ünner (unteres) Feld; Doemzer Barg - der von Dömitz über Conow (Kalischacht) kommende Briefträger benutzte im vorigen Jahrhundert den Weg über diesen Berg; ebenso Grebser und Menkendorfer, die zu Fuß nach Dömitz wollten; im Sahl - im Soll (Kolk, Teich); Goldberg und Silberberg - Ackerboden mit höchster Bonitierung, Bodenwertzahl 64; de Waden - Weideland, Osterfeld und Osterheide, Ost, Flächen im Osten der Dorfflur; auf dem Säten Höfell - säten (slawisch) dürr, trocken.

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